Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem leider die Schilddrüse angreift und dadurch ihre Funktion beeinträchtigt. Es ist noch nicht klar, warum das so ist. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion, die auch als Hypothyreose bezeichnet wird. Auffällig oft sind Frauen in den Wechseljahren betroffen. Ursache könnten die hormonellen Veränderungen sein und die damit einhergehenden Auswirkungen auf den Körper und die Psyche.
Wechseljahre und hormonelle Veränderungen
Insbesondere in der Perimenopause, ca. ab dem 40. Lebensjahr bis zur letzten Regelblutung (Menopause), sinken die Spiegel von Östrogen und Progesteron ab, was zu einer Reihe von körperlichen und emotionalen Veränderungen führt. Dazu gehören u.a. Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen und eine Veränderung des Stoffwechsels. Diese hormonellen Veränderungen beeinflussen ebenfalls die Funktion der Schilddrüse. Die Schilddrüse hat eine Reihe von Aufgaben, wie zum Beispiel: Regulation des Stoffwechsels und des Flüssigkeits-/Elektrolythaushalts, Wachstum von Knochen, beeinflusst die Herzfrequenz und den Blutdruck, Steuerung des Nervensystems (Stimmung, Konzentration und psychisches Wohlbefinden) ein.
Wechselwirkungen zwischen Hashimoto und den Wechseljahren
Schilddrüsenhormone und Östrogen: Ein sinkender Östrogenspiegel kann die Schilddrüsenhormonproduktion und -verwertung beeinflussen, was die Symptome einer Hashimoto-Erkrankung verstärken kann.
Progesteron beeinflusst die Produktion von Schilddrüsenbindungsproteinen (TBG) in der Leber und begünstigt die Umwandlung von T4 zum aktiven T3. Es kann helfen entzündliche Reaktionen zu mildern. Aber eben dieses Hormon nimmt stetig ab, weil die Eierstöcke ihre Arbeit einstellen.
Schilddrüsenfunktion und Hormontherapie: Frauen, die eine Hormonersatztherapie (HRT) während der Wechseljahre in Erwägung ziehen, sollten wissen, dass diese Therapie die Schilddrüsenhormone beeinflusst. Eine Erhöhung des Östrogenspiegels durch HRT kann zu einer Veränderung des Schilddrüsenhormonspiegels führen, was eine Anpassung der Medikation erfordert. Es ist wichtig über die Wirkweise Bescheid zu wissen und somit ein Gespür dafür zu entwickeln, wann die Dosierung angepasst werden sollte. Wir brauchen nicht jeden Tag, jahrein, jahraus dieselbe Dosierung.
Symptome von Hashimoto in den Wechseljahren
Weil die Symptome einer Schilddrüsen-Dysbalance, mit und ohne Hashimoto, denen einer hormonellen Dysbalance in den Wechseljahren sehr ähnlich sind, wird bei Frauen um die 40+ häufig keine Untersuchung der Schilddrüsenwerte vorgenommen. „Das sind bestimmt die Wechseljahre.“ Wenn überhaupt, wird lediglich der TSH gemessen. Dieser Wert hat zwischenzeitlich einen so großen Referenzbereich, dass nahezu alle Ergebnisse zum Urteil „in Ordnung“ führen. Darüber hinaus ist es völlig unzureichend sich nur diesen Wert anzuschauen. Dazu später mehr. Eine Erkrankung oder zumindest eine Irritation der Schilddrüse bleibt somit oft unerkannt und unbehandelt. Obwohl in einem frühen Stadium sehr viel ohne Hormonsubstitution gemacht werden kann.
In meinem Fall blieb eine bereits diagnostizierte Hashimoto bei der Medikation zur Linderung der Wechseljahrsbeschwerden unberücksichtigt. Beides hat fatale Folgen. Die Gynäkologin hat mich aufgrund meines Alters und der Beschwerden mit einer Hormonersatz-Therapie (HET) behandelt, ohne meine Schilddrüsengeschichte zu beachten. Die Nuklearmedizinerin hat die HET nicht berücksichtigt und munter meine Schilddrüsen-Medikamente erhöht, die Gynäkologin daraufhin meine HET. Zum Schluss sollte ich Psychopharmaka nehmen. Denn an den Medikamenten kann es ja nicht liegen. Die Referenzwerte sind doch ok (Laborreferenzwerte sind ein ganz eigenes Kapitel). Die Folgen einer nicht ganzheitlichen Betrachtung aller Hormonwerte sehen für viele meiner Klientinnen so aus:
· Müdigkeit und Erschöpfung, trotz Einnahme von Schilddrüsenhormonen
· Gewichtszunahme
· Stimmungsschwankungen und Depressionen
· Hitzewallungen und Nachtschweiß
· Gelenkschmerzen
· Osteoporose (auch aufgrund von Monotherapie mit L-Thyroxin)
· Brainfog
· Schlafstörungen
· und viele weitere Symptome
Diagnose und Behandlung
Da die Symptome von Hashimoto und den Wechseljahren sich überschneiden, ist es wichtig, eine genaue Diagnose zu stellen:
Bluttests: Schilddrüsenwerte (TSH, freies T3 und T4) messen, um festzustellen, ob eine Hypothyreose (Unterfunktion) vorliegt. Weitere Tests, wie die Messung von Antikörpern gegen die Schilddrüse sowie ein Ultraschall der SD, können helfen, Hashimoto zu diagnostizieren. Bei diagnostizierter Hashimoto-Thyreoiditis muss zusätzlich der sogenannte Reverse-Wert rT3 gemessen werden, weil eine Umwandlungsstörung in der Leber häufig die Bildung von T3 verhindert.
Medikamentöse Behandlung: Bei Hashimoto wird eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen (Levothyroxin T4) durchgeführt, um den Hormonspiegel auszugleichen. In den Wechseljahren können zusätzlich Östrogen oder Progesteron verabreicht werden, je nachdem, ob eine Hormonersatztherapie angezeigt ist. Von einer Monotherapie mit T4 rate ich ab.
Autoimmunerkrankungen ursächlich behandeln: Hashimoto ist keine Erkrankung der Schilddrüse. Es ist eine Autoimmunerkrankung, welche unbehandelt im Laufe der Zeit zu weiteren Erkrankungen führen kann: Insulinresistenz, Multiple Sklerose, uvm. und nicht zuletzt zur Vollständigen Zerstörung der Schilddrüse.
Mikronährstoffe und Aminosäuren checken
Überprüfung von Schwermetallbelastung
Ernährung, Bewegung und Stressmanagement sind essenziell
Tipps für den Umgang mit Hashimoto und den Wechseljahren
Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Es ist wichtig, regelmäßig die Schilddrüsenwerte überprüfen zu lassen, besonders während der Wechseljahre. Die Perimenopause dauert zwischen 5 – 10 Jahre. Ich empfehle den Labortermin immer auf den gleichen Tageszeitpunkt zu legen. Am besten frühmorgens ohne Medikamenten-Einnahme.
Regelmäßige Kontrolle der Blutwerte: Selen, Magnesium, Omega3, Vitamin B12, Leberwerte, Blutzucker, Eisen/Ferritinspiegel
Jodversorgung prüfen. 24-h-Urintest
Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung hilft, den Stoffwechsel zu unterstützen. Insbesondere bei Hashimoto gibt es entzündungsfördernde und strumogene Nahrungsmittel, die zu vermeiden sind. Beispielsweise Nachtschattengewächse (Tomaten, Auberginen). Auf keinen Fall Johanneskraut zur Entspannung nehmen.
Stressmanagement: Stress kann sowohl Hashimoto als auch die Symptome der Wechseljahre verschlimmern. Techniken wie Yoga, Meditation und ausreichend Schlaf sind wichtig für das Wohlbefinden. Immer wieder erlebe ich es, dass Klientinnen mit Psychopharmaka und Schlafmitteln behandelt werden. Diese Mittel nehmen gravierenden Einfluss auf den Hormonstoffwechsel und die Schilddrüse und führen die Patientinnen in eine Abwärtsspirale.
Akupunktur und Chiropraktik: Sehr hilfreich für die Entspannung und kann Stoffwechselprozesse freisetzen.
Aufarbeitung der Lebenssituation und Standortbestimmung
Die Wechselwirkungen zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und den hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren sind komplex und erfordern eine ganzheitliche Betrachtung, die im Rahmen des aktuellen Gesundheitssystems zu kurz kommt. Viele Frauen erleben, dass Symptome unzureichend behandelt oder nicht richtig eingeordnet werden, was zu einer Vielzahl von Beschwerden führt. Ich empfehle dringend, die Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen. Nur durch eine proaktive und selbstbestimmte Herangehensweise können wir sicherstellen, dass unsere gesundheitlichen Bedürfnisse ganzheitlich berücksichtigt werden und wir ein vitales und selbstbestimmtes Leben führen können.
Viele Jahre wurde ich und auch eine Vielzahl meiner Klientinnen von einer medizinischen Disziplin zur anderen geschickt. Hausarzt, Neurologe, HNO, Gastroenterologe, Endokrinologe, Gynäkologe, Orthopäde. Keine hat einen Zusammenhang hergestellt zwischen meinen Beschwerden, meiner Krankengeschichte und meinen Wechseljahren. Man wollte mir die Schilddrüse rausschneiden, Psychopharmaka verabreichen, man hat mir Medikamente verordnet, welche bei Hashimoto kontraindiziert sind. Zwei Jahre habe ich mich mit einer Frozen-Shoulder abgekämpft (ein Östrogen-Thema und in Japan ein Hinweis auf die Wechseljahre). Eine einzige Anwendung beim Chiropraktiker hat das buchstäblich gelöst. Was die zuvor verabreichte Cortison-Spritze mit mir gemacht hat? Totalen Unfug.
Deshalb bin ich systemische Coach, Wechseljahre-Beraterin und Hormonfachkraft geworden, damit du erst gar nicht diese Odyssee antreten musst. Wechseljahre sind nicht zuletzt ein Weckruf der Natur auch mal an dich selbst zu denken.“ Darf sie das?“ Unbedingt, weil wir es uns Wert sind.
Herzlichst
Pia Maria Renk
Yorumlar